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U-Verlagerung "Sesterz" - Projekt "Schill 3"




Die Barbarossahöhle bei Rottleben / Bad Frankenhausen im Südharz:

Nahe des kleinen Örtchens Rottleben am Fuße des Kyffhäuser-Gebirges in Thüringen befindet sich die Barbarossahöhle. Die Schauhöhle ist mit einer unterirdischen Gesamtfläche von rund 13.000m² die größte touristisch erschlossene Anhydrit-Gips-Höhle Europas und gleichzeitig die einzige Höhle im Kyffhäusergebirge, welche für interessierte Besucher zugänglich ist.
Das Alter der Höhle wird auf ca. 200.000 Jahre geschätzt. Für Geologen und Speläologen ist die Höhle einer der Interessantesten, denn speläogenetisch gesehen, handelt es sich bei der Barbarossahöhle um eine endogene Schichtgrenzhöhle des seltenen Wimmelburger Typus. Das klastische Höhlenmuttergestein besteht aus Sedimenten, die vor etwa 250 Millionen Jahren, im sogenannten Zechstein, entstanden sind. Durch Auslaugung kleiner Klüfte und Spalten entstand im Laufe der Zeit die Barbarossahöhle in dem Ausmaß, wie wir sie heute erleben. Die Auslaugung geschah durch Wasser aus dem Thaleber Bache, welches stetig duch die Gipsspalten floss und das Gestein langsam auflöste. Die unterirdischen Hohlräume wurden so immer größer. Da die Gipsschicht direkt auf einer Zechsteinkalkschicht lag, bildeten sich relativ breite Höhlenräume, die allerdings eine sehr niedrige Deckenhöhe aufweisen. Die flachen Hohlräume nennt man Schlotten. In diesen Schlotten bildeten sich daraufhin unterirdische Seen. Das Wasser laugte die Schlotten weitehin in horizontaler Richtung aus, so dass mit zunehmenden Spannweiten der Höhlenräume vermehrt Verbrüche und Verstürze vorkamen. Der Druck des Deckgebirges war einfach zu stark geworden. Dieser Prozess ist auch heute noch im Gange. Wenn man heutzutage die Barbarossahöhle befährt, fällt einem sofort die sonderbare Deckenstruktur auf. Wir haben die teilweise abgeplatzten Schichten unter der Firste "Gipslappen" genannt. (Intern nennen wir die Höhle auch gerne Gipslappenhöhle) Die Ursache der Gipslappen, der Falten- oder Wellenbildung ist in dem Gebirgsdruck und der Wasseraufnahme des Anhydrits zu finden. Durch die Umwandlung von Anhydrit zu Gips nimmt das weisse Gestein bis zu 60% an Volumen zu, was zu der eindrucksvollen Höhlendecke führt. Im Grunde genommen sind das alles winzige Verbrüche, die die Barbarossahöhle so sehenswert und einzigartig machen. Oftmals sind an den kleinen Verbruchstellen auch glitzernde Gipskristalle (Marienglas) oder kleine weisse Kugeln aus reinem Gips zu sehen. Diese Gipskugeln werden Alabasteraugen genannt.

Entdeckt wurde die Barbarossahöhle im Dezember 1865. Und zwar eher zufällig.  Schon im Mittelalter wurde im Kyffhäusergebirge Kupferschiefer abgebaut. Um diesen alten Bergbau wieder neu zu beleben, trieben Bergleute in fünfjähriger Arbeit einen Versuchstollen unterhalb der Falkenburgruine in das Gebirge. Auf der Suche nach einem abbauwürdigem Kupferschieferflöz fanden die Bergmänner zufällig große unterirdische Hohlräume, welche natürlichen Ursprungs waren - die spätere Barbarossahöhe. Der Suchstollen hatte eine Länge von 178 Metern. Ein weiterer Versuchstollen, der diesmal von der Höhle aus vorgetrieben wurde, ließ die Bergleute nun auch auf ein Kupferschieferflöz stoßen. Doch dieses Flöz war von sehr geringer Mächtigkeit, so dass der Kupferschieferbergbau hier nicht lohnenswert war.

Direkt nach ihrer Entdeckung brauchte die Höhle natürlich einen Namen.
Wegen ihrer Lage wurde sie kurzzeitig Falkenburger Höhle und Rottleber Höhle genannt. Doch schon nach kurzer Zeit wurde die Höhle in Barbarossahöhle umbenannt. Nach dem laut Volksglauben im Kyffhäuserberg schlafenden Kaiser Barbarossa, dem zu Ehren auch ein Thron im Inneren der Höhle aufgebaut wurde. Ausserdem kurbelt der Name "Barbarossahöhle" auch den Tourismus an. Die Barbarossahöhle bei Bad Frankenhausen im Südharz war damals eine der ersten Schauhöhlen, die es überhaupt gab.

Aus Wikipedia:
"Der Sage nach soll Kaiser Friedrich I. Barbarossa in einem unterirdischen Schloss solange schlafen, bis Deutschland geeint ist. Sein Bart wächst um einen runden Tisch. Bis jetzt reicht er zweimal herum, doch wenn er die dritte Runde beendet hat, beginnt das Ende der Welt oder Barbarossa wacht auf und beginnt seine Herrschaft erneut. Und es heißt, bis dahin wird kein guter Kaiser mehr kommen."

Die konstante Innentemperatur in der Barbarossahöhle beträgt ca. 9°C. Die Wassertemperatur der klaren Höhlenseen liegt nur knapp darunter. Nämlich bei 8,6 Grad Celsius.
In Europa und auch darüber hinaus sind Anhydrithöhlen kaum sonst öffentlich zugänglich. Bedingt durch die Umstände ihrer Entdeckung blieben in der Barbarossahöhle aber auch bedeutende Zeugnisse des historischen Bergbaus, zu dem wir jetzt kommen, erhalten.

Versuchsbergbau auf Kupfer im Kyffhäusergebirge:

Direkt an der alten Straße von Bad Frankenhausen in Richtung Steinthaleben, unterhalb der Falkenburg-Ruine, begann der Unternehmer "Born" , aus Dortmund stammend, im August 1860 mit einem Stollenvortrieb. (nach ihm wurde auch die bekannte Bornstraße in Dortmund-Mitte benannt) Die neue Stollenzeche sollte das alte bekannte Kupferschieferflöz aufschließen, welches schon mehrfach an verschiedenen Stellen im Kyffhäusergebirge in kleinen Stollen und Gruben untertägig abgebaut wurde. Der neue Grubenbetrieb war sehr klein. Unter der Leitung von Schichtmeister Leonhardt aus Udersleben und
Grubeninspektor Klett aus Frankenhausen waren nur vier Bergleute an dem Stollenvortrieb beteiligt: Neben dem Steiger Rödiger aus Könitz bei Saalfeld waren drei Bergmänner aus Steinthaleben unter Tage beschäftigt. Diese drei Bergmänner, welche vorher auf dem Braunkohlenschacht bei Bendeleben gearbeitet hatten, waren: August Schumann, Christian Nachtweide und Heinrich Vollrodt. Letzterer verunglückte einige Jahre später tödlich, am 19. August 1869 in dem kleinen Grubenbetrieb. Diese eben genannten Bergmänner sind also die eigentlichen Entdecker der Barbarossahöhle. Das genaue Datum der Entdeckung der Barbarossahöhle wird mit einem Schreiben an das Bergamt vom 20. Dezember 1865 belegt, wo die Bergleute schreiben, dass sie zufällig einen großen unterirdischen Hohlraum, eine Naturhöhle, beim Stollenvortrieb angefahren haben. Die Suche nach Kupferschiefer wurde durch die Entdeckung der Höhle zunächst unterbrochen. Die erste Erkundung der neuen Höhle durch den Arbeiterverein Frankenhausen fand bereits drei Wochen nach der Entdeckung, am 7. Januar 1866, statt. Schon kurz darauf, am 31.01.1866 erließ das Fürstlich Schwarzburgische Bergamt zu Könitz eine Verordnung, die das Betreten und den regulären Betrieb als Schauhöhle regelte. Der Eintritt in eine der ersten Schauhöhlen überhaupt, der Barbarossahöhle, betrug damals fünf Silbergroschen.
Drei Jahre später, 1869, wurde vom nördlichsten Höhlenraum ausgehend, dem heutigen "Wolkenhimmel", die bergmännische Suche nach Kupferschiefer wieder aufgenommen. Ein neuer Stollen wurde vorgetrieben. Diese Stollenstrecke wird als Mutungsstollen oder Betriebsstollen bezeichnet. Er erreichte das Flöz bereits nach 30 Metern Vortrieb und hat eine Gesamtlänge von 75 Metern. Doch auch dieses Kupferschieferflöz war von zu geringen Erzgehalt, so dass der Bergbau im Jahre 1873 praktisch eingestellt wurde. Danach wurde die Barbarossahöhle ausschließlich als Schauhöhle genutzt.

Auf dem Weg zur Schauhöhle:

Mit dem Bau des heute bekannten Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kyffhäusergebirge und der damit verbundenen verkehrstechnischen Erschließung der Ausflugsregion wurde durch die Eigentümer der Bergwerke und des Grundstückseigentümer ein langwieriger Rechtsstreit um die Nutzungsrechte der Höhle geführt. Dieser wurde im Jahre 1891 durch ein Reichsgerichtsurteil in Jena entschieden. In dritter Instanz wurden die Rechte zum Betreiben einer Schauhöhle dem Eigentümer des Grundstücks, Freiherrn Otto von Rüxleben aus Rottleben, zugesprochen. Ausgenommen war der Falkenburger Stollen, der im Besitz des ehemaligen Bergwerks blieb. Aus diesem Grunden war der Höhleneigentümer auch gezwungen, sich einen neuen Zugang zu der Barbarossahöhle zu schaffen, wenn er weiterhin als Schauhöhlenbetreiber fungieren wollte. Deshalb wurde ein weiterer Stollen in Richtung Höhle vorgetrieben. Dieser neue Eingangsstollen wurde von November 1898 bis April 1899 vorgetrieben, und hatte eine Endlänge von 160 Metern. Auch heute muss man diesen Stollen passieren, um in die Höhle zu gelangen. Der Falkenburger Stollen wurde im Innerern der Höhle mit einer Mauer verschlossen. Von der Firma Siemens und Halske wurde 1895 die erste elektrische Beleuchtung in der Barbarossahöhle installiert. Danach folgen die ersten Führungen durch die Höhle. Der Rundkurs durch die Höhle wurde nach einer Vermessung durch Dr. Alfred Berg im Jahre 1913 und den daraus resultierenden Umbaumaßnahmen von 1926, bei denen ein neuer Verbindungsstollen von 32 Metern vorgetrieben wurde, bis zum heutigen "Dom" erweitert. Nach diesen Erweiterungen war die Höhle in allen bis dahin bekannten Teilen für den Tourismus erschlossen.
Unter der Leitung von Dr.-Ing. Friedrich Stolberg entdeckten die Mitglieder der Gesellschaft für Höhlenforschung im Harzgebiet 1935 die ganz im Norden liegenden Höhlenteile "Karfreitagshalle" und "Schwalbennest". Diese sind bis heute nicht für den Besucherverkehr freigegeben und dienen dem Artenschutz.
Nachdem die Höhle im Zuge der Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg zwangsenteignet wurde, übernahm die Gemeinde Rottleben bis 1970 den Schauhöhlenbetrieb. Von 1989 an wechselten die Betreiber bzw. Pächter der Höhle mehrfach, bis die Gemeinde Rottleben den Betrieb ab 1998 wieder selbst übernahm. Nachdem die Höhle ab etwa 1970 erheblichen Schaden an ihrem natürlichen Zustand genommen hatte, wurde ab 1999 im Interesse der Renaturierung der Höhle mit dem Rückbau des Wegenetzes begonnen und der Höhlenabschnitt "Felsenmeer" als nicht mehr für Besucher betretbar erklärt. Im Zeitraum bis 2004 wurde die Wegeführung im gesamten Schauhöhlenbereich im Interesse des Naturschutzes leicht verändert, damit die seltene Eigenart und besondere Schönheit der Höhle erhalten bleibt. Wenn ihr also mal in der Region Kyffhäuser unterwegs seid, dann stattet der Barbarossahöhle doch mal einen Besuch ab und genießt die bizarren untertägigen Gipslappen und setzt euch auf den Thron von Barbarossa...  













Untertage-Verlagerung "Deckname Sesterz":

Wie wir alle wissen, (siehe auch Startseite U-Verlagerungen) plante das Rüstungsministerium unter der Leitung von Albert Speer ab 1943 die flächendeckende Verlagerung der Rüstungsproduktion in unterirdische Hohlräume. Neben dem Bau von neuen Stollenanlagen und dem Umbau von Schächten und Stollen zu unterirdischen Rüstungsfabriken, rückten auch die Naturhöhlen in das Interesse des NS-Regimes. Aus rein wissenschaftlichem Interesse bestand also schon lange vor dem Krieg eine umfangreiche Liste mit genauen Vermessungsdaten der natürlichen Höhlen des Landes. Pionier der Höhlenforschung war Dr. Benno Wolf. Da die Nazis sehr an die Daten der vorkommenden Höhlen interessiert waren, gründeten sie das "Institut für Karst- und Höhlenforschung", welches mit der Beschaffung der Höhlen-Daten beauftragt war. So gelangten auch die von Benno Wolf gesammelten Informationen des deutschen Höhlenkatasters in die Hände der Nazis.
Kurz darauf wurde vom Reichsamt für Bodenforschung am 01.07.1943 eine "Tabellarische Übersicht der deutschen Höhlen" erstellt und dem Rüstungsamt vorgelegt. In dieser Liste war natürlich auch die Barbarossahöhe vermerkt. Doch bis sie wirklich in das Ineresse des Rüstungsministerium rückte, sollte noch gut ein Jahr vergehen.

Da die Barbarossahöhle einen natürlichen unterirdischen Hohlraum darstellt, bekam sie passend zum Decknamenschema einen Tarnnamen aus der Münzkunde. Zuvor wurde die Höhle inspiziert. Mit einer Gebirgsüberlagerung von bis zu 50 Metern Anhydrit war die Bombensicherheit gegeben. Ebenso die geologische Stabilität der Hohlräume war vorhanden. Doch der Nachteil von Höhlen ist, dass die unterirdischen Hohlräume meist sehr klein waren und deshalb nicht für größere Fabriken geeignet waren.
Unter der Objektnummer 415 wurde eine 6.000 qm große Fläche in der Barbarossahöhle für die Firma Continental Gummiwerke AG, mit Sitz in Hannover-Stöcken, bereitgestellt. Die Höhle sollte ohne großartigen Umbau zur
Einlagerung von kriegswichtigen Produkten, wie Reifen und Kautschukballen dienen.
Zudem war auch eine unterirdische Gummiherstellung in der Barbarossahöhle geplant. Die vom Rohstoffamt geplante Reifenlagerung sollte eine Fläche von 1.000 qm haben und nur im Südteil der Höhle ("Grottenhöhle" und "Tanzsaal") ab dem 05.01.1945 erfolgen. Doch zur Einlagerung durch die Firma Continental kam es nicht mehr. Denn der Firma Conti wurden zuvor mehrere Stollensysteme in Asphaltgruben, welche direkt in und bei Hannover, also "Heimatnah" lagen, zur Verfügung gestellt. Dieses waren die U-Verlagerungen "Döbel 1-3" und die U-Verlagerung "Kugelfisch" in Hannover-Ahlem und Limmer.

Geilenberg-Projekt "Schill 3":

Eine untergeordnete Rolle im Bereich der Chemie- und Mineralölerzeugung in unterirdischen Anlagen stellte die Herstellung von Gummi dar. Nur sehr wenige Projekte dieser Art waren geplant und noch weniger wurden wirklich in Angriff genommen und sogar realisiert. (Mir fällt da spontan nur die U-Verlagerung "Schneider" der Firma Wagner ein, welche in einem werkseigenen Luftschutzstollen unter dem sogenannten "Geilenberg-Notprogramm"  Isoliermaterial für Kabel herstellte.)
Vom Projekt "Schill" waren ganze drei untertägige Chemie-Anlagen ("Schill 1-3") geplant, von denen jedoch keine die Produktion aufgenommen hatte.
Die einzige U-Verlagerung, bei der die Umbaumaßnahmen der unterirdischen Stollen begonnen hatten, war das Projekt "Schill 1" in einem Dolomit-Bergwerk bei Braunsdorf in Sachsen.
Für die untertägige Gummiherstellung aus Rohöl, ebenfalls durch die Firma Continental, wurde der Nordteil der Höhle in Anspruch genommen. (heute Empfangssaal und Neptungrotte) Mit den Planungsarbeiten zum Umbau der Höhle wurde das Büro Dr. Kress beauftragt. Die 5.000 qm große Produktionsfläche des Höhlenabschnitts wurde am 25.10.1944 für den Besucherverkehr gesperrt. Doch am gleichen Tag wurde jedoch die Sperrung wieder aufgehoben. Es blieb also lediglich bei der Planung des Projektes "Schill 3", so dass auch dieses Geilenberg-Verlagerungsprogramm in der Barbarossahöhle nicht realisiert wurde.

Ihr merkt schon: Geplant war viel, gemacht wurde eher weniger. Aber stellt euch nur mal vor, die Barbarossahöhle wurde wirklich zur U-Verlagerung Schill 3 umgebaut. Betonsohle, Beton an den Stößen und unter der Firste. Dann wäre die Höhle heute sicherlich nicht mehr so beeindruckend, oder?
Nun ja, zum Schluss dieses Berichtes kann ich euch aber nun doch noch ein kleines Verlagerungs-Projekt, welches den Weg in die Barbarossahöhle fand, vorstellen:
Ab dem 22.11.1944 wurde im Nordteil der Höhle von der Wehrmacht der Störsender "Felsenmeer" eingerichtet. Der Störsender befand sich im Falkenburger Stollen, den ihr sicherlich noch aus dem Abschnitt "Kupferbergbau im Kyffhäusergebirge" weiter oben im Text her kennt. Dieser alte Bergbaustollen wurde nach Kriegsende von den Besatzungstruppen als kriegswichtiges Objekt eingestuft und auf einer Länge von 30 bis 40m gesprengt.  Dieser Teil der Barbarossahöhle ist bis heute nicht zugänglich und in seiner Nachkriegsgeschichte gänzlich unerforscht. Wer weiß, welche Geheimnisse der Stollen  noch in seiner gesprengten Strecke verbirgt...

Empfohlener Soundtrack zum Bericht: Barbarossas Rhabarber Barbaren - Rendezvous der Sinne EP...

Die Befahrer vor der Barbarossa-Höhle...


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Anmerkung: (Auszug aus "Höhlenforschung im Dritten Reich")

Dr. Benno Wolf:

Dr. Benno Wolf (geb: 26.09.1871 in Dresden; gest: 06.01. 1943 im KZ Theresienstadt) war der Vorsitzende des Hauptverbandes österreichischer und deutscher Höhlenforscher. Wolf arbeitete als Richter und erstellte im Rahmen seiner beruflichen Arbeit den Entwurf des ersten deutschen Naturschutzgesetzes. So wird der Jurist, Verfasser der wichtigen preußischen Naturschutzgesetze in den 20ern. Er kommt 1933 - als Jude diskriminiert - seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten mit einem freiwilligen Abschiedsgesuch zuvor. Seine Leidenschaft galt den Höhlen und ihrer Erforschung. Bereits 1923 hat der Hauptverband deutscher Höhlenforscher auf seine Initiative bei der ersten Hauptversammlung in Semriach die Aufstellung eines zentralen Höhlenkatasters beschlossen. Pionierarbeit bei der Erstellung des deutschen Höhlenkatasters leistete dabei neben Wolf der Harzer Höhlenforscher Friedrich Stolberg. Im Juli 1942 wird Dr. Benno Wolf, 71 Jahre alt, von der Gestapo verhaftet und mit dem 17. Alterstransport aus Berlin nach Theresienstadt deportiert. Er stirbt dort nach wenigen Monaten im Januar 1943 infolge der unmenschlichen Haftbedingungen. Dr. Benno Wolf ist einer der Ehrenmitglieder des Verbandes deutscher Höhlen- und Karstforscher. Er hatte unglaubliche Verdienste in der deutschen Höhlenforschung.

Der Dr. Benno Wolf Preis:
Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher hat auf seiner Hauptversammlung 1995 in Iserlohn-Letmathe den "Dr. Benno Wolf Preis" ins Leben gerufen. Mit diesem Preis gedenkt der VdHK dem im KZ Theresienstadt verstorbenen Nestor der deutschen Höhlenforschung. Zudem sollen nicht nur besondere Leistungen im Höhlenschutz und in der Höhlenforschung gewürdigt werden, sondern es soll auch ein Zeichen gegen Intoleranz und Unfreiheit in der wissenschaftlichen Forschung gesetzt werden...

In diesem Sinne: Den Toten zur Ehre - den Lebendigen zur Mahnung!

Speläologen gegen Rechts!