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U-Verlagerung Ofen 7/8


Mit diesem Bericht endet vorerst unsere Serie über die Kleindestillieranlagen vom Typ „Ofen“. Wir haben nun die ersten 8 Anlagen (4 Doppelanlagen) dieser kleinen Geilenberg-Projekte auf unserer Seite veröffentlicht und denken, ab jetzt würde sich die Thematik nur noch wiederholen, da sich die Verlagerungen doch sehr ähneln. Weitere Ofenprojekte werden vielleicht noch als Foto-Galerie oder so online gestellt. Wer weiß dat schon...


Die Kleindestillieranlage mit dem Decknamen „Ofen 7/8“ befand sich bei Messinghausen, einem kleinen Ort im nordöstlichen Sauerland zwischen den beiden Städten Brilon und Marsberg. Gut versteckt zwischen den bewaldeten Bergen wurde die Geilenberg-Anlage in einem Kalksteinbruch errichtet. Bis auf das Labor, war die Anlage Ofen 7/8 fast identisch mit der Ofen-Anlage 5/6, welche sich nicht weit von hier entfernt befand. Schließlich wurden alle Ofen-Projekte nach einem einheitlichem Schema erbaut. Betreiber der Destillationsanlage war ebenfalls die Wintershall AG. Die Belegschaft der kleinen Fabrik bestand aus rund 30 Personen, welche fast alle aus der Raffinerie Salzbergen stammten. Sogar Direktor Seyffert war oft in Messinghausen vor Ort, um den Produktionsablauf zu überwachen.

Erbaut wurde die Doppelanlage „Ofen 7/8“ zwischen den Monaten September und November des Jahres 1944 von der Organisation Todt.

Unter der Regie der Organisation Todt lagen vor allem die Betonierarbeiten, die Errichtung der vier Rohöltanks, der Vortrieb des Luftschutzstollens, der Bau der Fundamente der Kesselanlagen und das Verlegen von Rohrleitungen. Hinzu kamen noch der Bau der Luftschutzstollenanlage, die Errichtung der Stabs-Gebäude und das Gießen der Fundamente der Stahltanks.

Insgesamt waren rund 1.000 Arbeiter, überwiegend der OT unterstellt, mit dem Bau beschäftigt, wobei die Anlagen Ofen 5/6 und 7/8 jeweils den gleichen Arbeiterstamm hatten. Die Zahl der Arbeiter bezieht sich also auf beide Doppelanlagen bei Brilon.

Die Kleindestillieranlage Ofen 7/8 ging im Dezember 1944 in Betrieb, beziehungsweise in den Teilbetrieb, da immer noch kleinere Arbeiten durchzuführen waren und die Anlieferung von Rohöl immer wieder zum stocken kam.


In einem Schriftstück vom 19.01.1945 wird beschrieben, dass die Kleindestillieranlage Ofen 7/8 voll einsatzbereit ist. Der monatliche Durchsatz von 6.000 Tonnen kann also voll ausgefahren werden. Die Destillationsrückstände von 3.000 Monatstonnen sollten in der Raffinerie „Dachs 5“ bei Willingen weiter verarbeitet werden. Da diese U-Verlagerung noch lange nicht fertiggestellt war, wurde ab diesem Zeitpunkt an, die Rückstände per Bahn an die Anlage „Dachs 1“ / “U-Verlagerung Para“  in Porta Westfalica geschickt und vor Ort zwischengelagert.

Auf dem Gelände der Fabrik Ofen 7/8 wurden in den Monaten Februar und März des Jahres 1945 noch einige Restarbeiten durchgeführt. Zum Beispiel fehlte die ganze Zeit die Umzäunung des Fabrikgeländes und die Funkenschutzwand an der Verladeanlage wurde trotz dringlichem Bauauftrag nicht mehr von der Organisation Todt errichtet.


Nachdem die Alliierten Truppen, in diesem Fall die Amerikaner, das Sauerland im April 1945 besetzten, veranlassten diese, dass in den Anlagen Ofen 5-8 weiterhin Treibstoff produziert wurde, um die eigenen Truppen mit Benzin und Diesel versorgen zu können. Bis zum Ende des Jahres 1945 standen die Anlagen Ofen 5-8 also noch in Betrieb um die Besatzungstruppen mit Treibstoffen zu versorgen. Erst danach begann die Wintershall AG mit dem Rückbau der kleinen Verlagerungen, wobei sich dieses Vorhaben bis Ende 1947 hinzog.


Auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Anlage Ofen 7/8, heute ein zugewachsener Steinbruch, sind noch einige Originalrelikte vorhanden. Obwohl sich die Natur fast alles zurückerobert hat, und zwei der vier Öltanks mittlerweile zugeschüttet wurden, findet man beim genaueren Hinsehen noch einiges an „Beton im Wald“. Neben den zwei verbliebenden Öltanks aus Beton, ist auch der zentrale Luftschutzstollen von Ofen 7/8 im Originalzustand noch zu befahren.


Hier folgt nun unsere Fotodokumentation der kleinen U-Verlagerung Ofen 7/8:


Wie bei allen Geilenberg-Projekten war der Bahnanschluss sehr wichtig - Bahnhof Messinghausen


Steinbruch im Sauerland - reichlich Deckgebirge für Untertageverlagerungen


Einer der ehemaligen Tanks der Anlage Ofen am Wegesrand


Betonierter Öltank - nicht mehr ganz erdgleich


Einer der Betontanks von innen - die Bewehrung liegt frei und der gelöste Kalk bildet Stalagtiten


Beton im Wald - Halterungen für Rohrleitungen der Anlage Ofen 7/8


Beton im Wald - hier liegengebliebene Betonfertigteile für behelfsmäßige Bürobauten


Eingangsverwinkelung im Luftschutzstollen der U-Verlagerung Ofen 7/8


Holzeinbauten im Stollen Ofen 7/8


Ein letztes Bild der ehemaligen U-Verlagerung Ofen 7/8 - Stollen im Sauerland


Fotos: Bergmann und Kröte, Text: Eismann


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