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U-Verlagerung Diamant / Geilenberg-Projekt Molch 6


Irgendwo am Rande des Harzes, in der Ferne versteckte sich der Brocken gerade unter einer betongrauen Wolkendecke, parkten wir in einem kleinen Tal auf einem abgelegenen und versteckten Feldweg zwischen Wäldern und Wiesen mit urlalten Obstbäumen darauf. Der Wuppertaler Dauerregen hatte uns bis in den Harz verfolgt und war auch hier in der Nähe von Halberstadt unser ständiger Begleiter. Da war es schon von Vorteil, dass unser Fussmarsch nur lächerliche 150 Meter betrug, denn Svenska hatte wertvolle Vorarbeit geleistet und die Stollenanlage schon ausfindig gemacht.  Nachdem wir unsere Ausrüstung zusammen gepackt hatten, erreichten wir schon nach zwei Minuten "Wanderung" das Stollenmundloch, beziehungsweise die Stahltür, welche uns in das Innere der U-Verlagerung Diamant einlud. Da sagen wir doch nicht nein, und verschwanden direkt in der Steilwand, hinter der sich das ehemalige Geilenberg-Projekt Molch 6 geschützt, bombensicher und regensicher befand.


Das Projekt Molch, auch C11 genannt, (Chemieanlage 11) war eine unterirdische Anlage, welche dem Mineralölsicherungsplan des Dritten Reiches vom 30.05.1944 angehörte. Diese sogenannten Roh-Bi-Öl oder auch Roh-Di-Öl Anlagen waren für das Cracking von Kohlenwasserstoffen, schweren Rohöl, Teer und Rückständen aus anderen Geilenberg-Projekten in der Nähe gedacht. Das Endprodukt sollte Öl, Benzin und Dieselkraftstoff für die Fahrzeuge der Wehrmacht und das Deutsche Reich sein. Wir alle wissen ja, dass die Rohstoffe im Zweiten Weltkrieg, zumindest gegen Ende, so ab 1944,  langsam knapp  wurden, und nur der synthetische Treibstoff aus den Untertage-Verlagerungen und den Hydrierwerken den Krieg am Laufen halten sollten. Denn ohne Treibstoff fährt und fliegt nichts mehr. Doch zurück zur Untertage-Verlagerung Molch 6 / Diamant. Der Deckname Diamant lässt auf einen Stollenneubau schliessen, doch ganz stimmt das nicht. Das geheime Geilenberg-Projekt Molch sollte laut Reichsministerium für Rüstung und Kriegswirtschaft (RmfRuK) immer in einem neuen Stollensystem oder aber in ein vorhandenes Bergwerk mit großen Hallen errichtet werden. Kleinere Stollen, wie zum Beispiel in einem Eisenerzbergwerk, waren von vornherein ungeeignet, da die Einbauten der Geilenberganlage immer viel Platz benötigten und wegen der Wärmeentwicklung der Produktionsanlagen immer sehr viel Platz für den Luftaustausch benötigt wurden. Und wer sich ein bisschen mehr mit der Thematik U-Verlagerungen beschäftigt hat, weiß, dass es mit dem Decknamen-Vergabeschema nicht immer so richtig passt. So auch in diesem Fall. Für die U-Verlagerung Diamant wählte das RmfRuK ein stillgelegtes Kalkstein-Bergwerk, beziehungsweise einen unterirdischen Steinbruch mit Pfeiler-Kammer-Bau als Standort aus. Der Abbau endete schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Das nur so nebenbei bemerkt. Die projektierte Geilenberganlage Molch 6 war als eine der kleineren Molch-Anlagen geplant und sollte  bei Fertigstellung durch thermisches Cracking pro Monat 4.000 Tonnen Öl und Benzin für den Markt produzieren. Insgesamt wurden im Deutschen Reichsgebiet sechs Anlagen vom Typ Molch erbaut, beziehungsweise geplant. Das vom Geilenberg-Stab interne vergebene Kürzel lautete C11f für die U-Verlagerung Molch 6 / U-Verlagerung Diamant. Betreiber des Geilenbergprojektes C11f, der unterirdischen Cracking-Anlage Molch 6, war die Firma IG Farben. Der Umbau zur Untertageverlagerung des Kalksteinbergwerks wurden durch die Firma Riebeck und der Baufirma Grün & Bilfinger aus Mannheim, welche eine Zweigstelle in der Nähe, nähmlich in Halle an der Saale hatte, durchgeführt. Beide Firmen waren der Organisatoin Todt, welche das Unternehmen finanzierten und beaufsichtigten, unterstellt. Baubeginn war schon im Januar 1944, wobei in den ersten Monaten, bedingt durch den allgegenwärtigen Baustoffmangel, nur sehr wenig geschah. Die Inbetriebnahme der Anlage Molch 6 sollte Ende April 1945 sein. 


Die Pläne der U-Verlagerung Diamant wurden von Professor Rimpl erstellt, welcher ebenfalls der OT Oberbauleitung B2 mit Sitz in Halberstadt angehörte und schon viele andere unterirdische Projekte der deutschen Kriegwirtschaft geplant hatte. Für den Umbau des alten Bergwerks zur unterirdischen Cracking-Anlage wurden eigentlich wie immer auch Zwangsarbeiter heran gezogen. Aus dem KZ Buchenwald wurden 214 Arbeiter für den Umbau der Stollen nach Halberstadt geschickt. Diese Zwangsarbeiter, es waren alles Holländer, freuten sich natürlich sehr, endlich für die unterirdischen Bauten der Nazis arbeiten zu dürfen. Es gibt doch nichts Schöneres, oder? Die Holländer waren den 15 Deutschen Vorarbeitern, allesamt ältere Bergmänner aus dem Harzer Raum, und der OT-Bauleitung unterstellt. Unter der Baunummer 528 (Deckname Diamant) wurden von den Arbeitern Zwischensohlen betoniert, Mauern gemauert, Rohrleitungen verlegt, Flächen eingeebnet, Wetterschächte geteuft, Lagerstollen errichtet, Wasserbecken errichtet, Kammern ausgesprengt, Schutt weggeräumt, Pfeiler gesichert, Stromleitungen gelegt und viele viele Kubikmeter Abraum mit ihren Schaufeln bewegt. Die Holländischen Arbeiter waren in den Baracken der benachbarten OT-Baubrigade B2 / Malachit untergebracht. Über die nicht vorhandene "gute Verpflegung" der Arbeiter schreibe ich jetzt mal nichts, denn zu Glück endete die Zwangsarbeit rund um die U-Verlagerung Molch 6 im April 1945. Und das ist auch gut so. Es wurde in dem ehemaligen Kalksteinbergwerk eine kreisförmige Arbeitsfläche in zwei Sohlen rund um den zentralen Schacht in der Mitte erschaffen. Ebenso wurde ein neuer Zugangsstollen, welches ein ehemaliger Bergbaustollen mittels Schlägel und Eisen aufgefahren wurde, der nur etwas beräumt und teilweise neu ausgebaut wurde, als (Personal-) Zugang zur Geilenberganlage Diamant genutzt wurde. Dieser Stollen existiert noch heute und ist am Stollenmundloch am Hang leider verbrochen. So, nach dem nun folgenden Exkurs über das Chemische Cracking, welches in einer Geilenberg-Anlage Molch nunmal stattfinden sollte, gibt es noch eine detaillierte Beschreibung der von uns erkundete U-Verlagerung Diamant / Molch 6.


Gleich sind wir vor Ort


Sesam, öffne dich!


Graffiti


Alte Inschrift auf einem vermauerten Stollenmundloch


Pfeiler im Kalksteinbruch


Hier sind schön die Steinschichten zu erkennen


Vermauerter Zugang in die Untertage-Verlagerung


Blick aus einem Verbindungsstollen in dem unterirdischen Steinbruch


Bis jetzt ist das eigentliche Verfahren in diesen Geilenbergprojekten immer ein bisschen zu Kurz gekommen, daher hier mal ein paar grundlegende Informationen über das chemische Cracking. Das ganze Thema ist dermaßen umfangreich, so dass ich hier nur die einzelnen Cracking-Varianten .nur verkürzt und für jedermann verständlich vorstellen möchte. Der Text stammt von irgendeiner Seite und wird hier weitestgehend im originalen Wortlaut präsentiert:


Exkurs: Chemisches Cracking:
Der Begriff Cracking bezieht sich auf eine Reihe von technologischen Verfahren, bei denen durch die Behandlung von schweren Rohöl und Benzinfraktionen Benzin und Öle erzeugt werden. (Synthetische Herstellung) Der Begriff Cracking selbst bezieht sich auf den Vorgang der Initiirung der kontrollierten Zersetzung von langen aliphatischen Kohlenwasserstoffen, die in schweren Fraktionen wie Masut und Ölfraktionen enthalten sind, die bei der Raffination von Rohöl anfallen. Das Produkt einer solchen Umwandlung sind Verbindungen, deren Struktur aus kürzeren Kohlenwasserstoffketten besteht. Solche Moleküle sind z.B. in Benzin oder Dieselkraftstoff enthalten und bestehen aus einer Mischung von Alkanen und Alkenen mit kürzeren Ketten.


Chemie des Crackings:
Vereinfacht ausgedrückt beruhen die Vorgänge der Crackingreaktion auf dem Aufbrechen einzelner chemischer Bindungen zwischen Atomen des Elements Kohlenstoff. Bei diesen Veränderungen entstehen freie Radikale. (hgg punk) Die Reaktion kann auf zwei verschiedene Arten ausgelöst werden – mit Wärme (thermisch) oder in Gegenwart von Katalysatoren (katalytisch). Es gibt auch eine weniger verbreitete und verfeinerte Methode, bei der Ionisierte Strahlung eingesetzt wird. (Bestrahlung) Die Prozesse, die beim Cracking ablaufen, beinhalten eine Reihe von Veränderungen, wie die Isomerisierung von Kohlenwasserstoffen, die Dehydrierung zu aromatischen Kohlenwasserstoffen und deren Kondensation zu polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen.


Thermisches Cracking:
In der Raffinerie- und Petrochemieindustrie , wo thermische und thermokatalytische Prozesse ablaufen, spielen Dissoziationsreaktionen und die Bildung von homoatomaren Bindungen C-C und heteroatomaren Bindungen C-H eine sehr wichtige Rolle. Es gibt zwei mögliche Mechanismen, die dafür verantwortlich sind – radikal und ionisch. Beim thermischen Cracking ohne Verwendung eines Katalysators ist der vorherrschende Mechanismus der radikalische, der auch im Verlauf der Pyrolysereaktion generiert wird. Es wurden mehrere Varianten des thermischen Crackings entwickelt, die von den Prozessbedingungen abhängen. Eine davon ist das Cracking unter hohem Druck (d.h. 2-7 MPa) bei einer Temperatur von etwa 470 – 540 ° C. Unter diesen Bedingungen findet die Zersetzung der Rohölfraktion von Ligroin zu Masut statt. Und das Produkt ist Fahrzeugbenzin. Eine andere Art von Verarbeitung ist das leichte Cracking, bei dem der Destillationsrückstand das Rohöls (Gudrone) aufgespalten wird. Sie findet bei einer etwas niedrigeren Temperatur von 460 – 510 °C und bei einem deutlich niedrigeren Druck, etwa 0,5-2 MPa, statt.und das mögliche Ergebnis ist Heizöl. Bei der dritten Art des thermischen Crackings wird ein noch niedriger Druck verwendet, nämlich 0,1-0,3 MPa, aber immer noch hohe Temperaturen von 430-550 °C. 


Empirisch wurde bestätigt, dass eine solche Reaktion zur Gewinnung von Petrolkoks aus Gudron möglich ist. Dieses auch als Retardationscracking bezeichnete Verfahren liefert das notwendige Rohmaterial für die Herstellung von hochkristallinem Nadelkoks, der bei der Herstellung von Elektroden für die Stahl- und Aluminiumindustrie verwendet wird. Auch bei dieser Variante fallen Nebenprodukte wie Gase, Benzin, sowie mittlere und schwere Erdölfraktionen an. Die letzte Art des üblichen thermischen Crackings ist die Pyrolyse, auch bekannt als Dampfcracking. Dieser Begriff bezeichnet den Prozess der Zerlegung zu flüssigen und gasförmigen Erdölprodukten wie Benzin mit niedrigen Oktangehalt, Gasöl, Ethan, Butan und Propan unter etwas anderen Bedingungen als bei den vorhergehenden Verfahren. Die Pyrolyse erfolgt unter höchsten thermischen Bedingungen bei Temperaturen in der Größenordnung von 700 – 1200 °C unter Normaldruck, d.h. Etwa 0,1 MPa. Das Kohlenwasserstoff-Einsatzmaterial wird mit Wasserdampf verdünnt und in einem Ofen ohne Sauerstoff über einen kurzen Zeitraum erhitzt. Eine Steigerung des Wirkungsgrads ist möglich, wenn die Verweilzeit des Einsatzmaterials im Ofen auf Millisekunden reduziert wird. Unmittelbar nach dem Erreichen der Crackingtemperatur wird das Gas schnell gelöscht. Das unter diesen Bedingungen erzeugte Produkt ist ein Gas, das sich durch einen hohen Gehalt an ungesättigten Kohlenwasserstoffen auszeichnet.


Einen weiteren detaillierten Bericht über das chemische Cracking und über die geheime synthetische Benzinherstellung in unterirdischen Anlagen des Zweiten Weltkriegs findet ihr in unseren Bericht über das Geilenberg-Projekt "Dachs 1" in der U-Verlagerung Para bei Porta Westfalica. (Link)


Kammer-Pfeiler-Bau mit Stollenmundloch


Obere Sohle in dem Bergwerk


Die Sohle wurde hier verdichtet und Betoniert


Lichtspiele


Verbruch


Der Blick ins Freie


Stützpfeiler


Unter Tage



Ein Tag im Osten - oder auch: Harz Untertage!


Ein Auto mit West-Kennzeichen, genauer gesagt aus dem Ruhrgebiet, fuhr an diesem Tage durch eine schier endlose Siedlung irgendwo in einer ostdeutschen Kleinstadt. Da es gerade endlich mal aufgehört hatte zu regnen, standen einige der Bewohner vor ihren Ein-Familien-Häusern, oder in ihren idyllischen Vorgärten und unterhielten sich warscheinlich über das nächste Nachbarschaftsfest, die Arbeit ansich, den örtlichen Sportverein oder ähnliche unwichtige Dinge. Als wir vorbei fuhren waren immer alle Augenpaare auf uns gerichtet und die Gespräche verstummten für kurze Zeit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige der Anwohner danach in ihrem trauten Heim aus reiner Neugier in eine Suchmaschine unser Kennzeichen eingaben und danach rätselten zu wem in der Nachbarschaft wir wohl wollten. Natürlich zu keinem. Wir waren nur Touristen. Spezielle Touristen – welche sich für die Geheimnisse und die verborgenen Orte der  Region interessierten. Doch dieses Anliegen war den meisten Anwohnern verborgen geblieben.


Nachdem wir die Siedlung verlassen hatten, fuhren wir noch einige wenige Kilometer durch die schöne Landschaft mit all ihren Wiesen und Wäldern. In einem Tal in Sachsen Anhalt, neben einer unscheinbaren Kalksteinwand, parkten wir neben einigen knorrigen Obstbäumen und wie ganz oben schon beschrieben, befanden wir uns schon nach ein paar Minuten mitsamt unserer Ausrüstung vor einem Stollenmundloch der Untertage-Verlagerung. Nach einem obligatorischen "Glück Auf" wurde die nicht verschlossene Stahltür geöffnet und wir erkundeten die unterirdische Anlage. Die Stollenanlage war ringförmig um einen riesigen Schacht in den Fels getrieben worden. Bis auf ein paar wenige Bereiche unter Tage, schien immer das Tageslicht herein. Ähnliches kannte ich bis dahin nur aus Mechernich oder aus dem Basaltbergbau in der Eifel. 


Der ehemalige Pfeiler-Kammerbau hatte zwei versetzte Sohlen. Das ehemalige Bergwerk war insgesamt sehr trocken, aber auch Dieses war uns aus dem unterirdischen Kalkbergbau bekannt. Einige Stollen und Kammern waren mit roten Klinkern abgemauert. Der ehemalige ringförmige Abbau von Kalkstein war sehr standfest bis auf den Schacht in der Mitte. Es war augenscheinlich ein riesiger Verbruch, wo wohl einst das Deckgebirge zu dünn wurde und im Laufe der Zeit einfach eingekracht ist. Felsen und Trümmer gab es viele, allerdings keine Anzeichen für eine Sprengung. Nach einiger Zeit der Befahrung richteten wir in einer gemütlichen Ecke der ehemaligen U-Verlagerung ein Lager ein und trennten uns zeitweilig. Es wurden Fotos gemacht und neue Bereiche des Bergwerks, welche nur durch Schlufen zu erreichen waren, erkundet. Zwischendurch wurde auch das immer für uns wichtige Befahrerbier gemeinsam getrunken. Für mich als "SUV" (Schwerpunkt Untertage Verlagerungen) waren natürlich die Reste der Rohrleitungen und der ehemalige Tank in dem Stollen am interessantesten. Ebenso die als Wasserspeicher gedachte, mit roten Klinkersteinen vermauerte Kammer, war für mich nicht nur sehr  interessant, sondern der Beweis dafür, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt in einem ehemaligen Geilenbergprojekt aus der Nazizeit befanden. Zudem waren einige der Halbsohlen auf dem Liegenden betoniert worden. Dieses diente wohl zur Aufnahme von irgendwelchen Maschinen. Schraubverankerungen in dem Beton waren allerdings nicht zu finden. In einigen Kammern lagen allerdings einige verrostete Rohre auf der Sohle. Auch Reste der Stromleitungen waren an den Wänden zu entdecken. 


Der Verbruch in der Mitte, also der Schacht, diente also zur Wärmeabfuhr der U-Verlagerung. In einer der Abbaukammern war auch ein runder Schacht mit ca. 50 Zentimetern Durchmesser, welcher an die Erdoberfläche führte, zu sehen. Dieser hatte allerdings seinen Ursprung im Altbergbau und gehörte wohl nicht der Geilenberganlage an. Die U-Verlagerung Diamant hatte drei Stollen als Zugang. Zwei Hauptstollen und ein kleiner Eingang, welcher wohl nur für das Personal gedacht war. Dieser Stollen ist heute verschüttet und nur noch von Innen zu befahren. Zur Wasserversorgung der Molch-Anlage war ein Bach mit Teich direkt vor einem der Stollen vorhanden. Wir waren gut drei Stunden in der Anlage, bis es wirklich nichts Neues mehr zu entdecken, oder zu fotografieren gab. Ausser viel Neuzeitmüll in dem Bergwerk gab es nur noch wenig Reste aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Die U-Verlagerung Diamant war den Alliierten wohl nicht bekannt, ansonsten hätte es auch hier die bekannte Zerstörung durch Sprengung der Deutschen Rüstungsindustrie gegeben. Noch heute befindet sich das ehemalige Geheimprojekt der Nazis unscheinbar im Gelände an versteckter Stelle, und in einer Steilwand ist der Zugang in eine Zeit vor vielen Jahren...


Die erste Erkundung der ehemaligen U-Verlagerung


Der Zugangsstollen für das Personal


Vermauerte Kammer als Wasserspeicher für das Projekt Molch


Ein Wetterschacht - noch aus dem Altbergbau


Hier ist die Firste runter gekommen


Eine der Produktionskammern


Motte im Stollen


Pause unter Tage


Epilog:

 
Diese  ehemalige   Untertage-Verlagerung  mussten wir nicht lange  suchen.   Denn unser Svenska hatte wertvolle Vorarbeit geleistet  und diese     Stollenanlage schon mal auf eigene Faust gesucht, gefunden und schon mal einen   Blick   ins Innere gewagt.   Danke dafür  –   das ersparte uns eine aufwändige     Suchtour. Jedoch  wurde uns die   U-Verlagerung   unter einem falschen Decknamen präsentiert. Sven meinte zunächst, es handelt sich bei dem   Stollensystem um die U-Verlagerung "Maifisch",   welche zwar ganz in der Nähe lag,   aber das ganze "Drumherum" nicht wirklich passte.


Ich fing an zu grübeln. Die U-Verlagerung "Maifisch" gehörte doch zur U-Verlagerung "Malachit" und wurde in einem alten Bergwerksstollen als Materiallager und Einsatzzentrale eingerichtet. Und danach sah das Ganze hier nicht wirklich aus. Ich muss ehrlich zugeben, wenn man zum ersten Mal in einer Region unterwegs ist, wo sich sehr viele U-Verlagerungen geballt auf einem kleinen Gebiet befinden, kommt man durchaus schon einmal durcheinander. Ähnliches hatten wir auch schon in der Region rund um Probstzella erlebt.


Aber nach eingehender Recherche zu Hause kam plötzlich so manches helles Licht in die dunkle unterirdischen Stollen, welche wir befahren hatten. Zugegeben - am Anfang war ich mir selbst nicht im klaren, wozu die hier vorgetellten Stollen im zweiten Weltkrieg gedient haben könnten. Altbergbau, ja klar. Aber dann? Zeitweise dachte ich an irgendeine Nutzung für V-Waffen. Vielleicht eine getarnte Abschussbasis für Raketen. Vieles spach dafür. Noch am Abend auf unserem Campingplatz in Braunlage diskutierten wir bei einem Bierchen darüber. Aber die Reste der Wasserhaltung, welche eigentlich auch gut zur V2 passten, waren der ausschlaggebende Punkt, dass ich später zu Hause noch einmal ganz genau recherchieren musste, um endlich ganz genau zu wissen, was genau wir da eigentlich befahen hatten. Zum Glück fand ich irgendwo zwischen den gut 1.200 Seiten Aktenmaterial über das Geilenbergprogramm genau die Informationen, die ich brauchte, um diesen Bericht überhaupt schreiben zu können. Ein kleines bisschen Stolz macht es mich auch, dass ich der erste im Internet bin, der einen Bericht über die U-Verlagerung "Diamant" veröffentlicht. Ohne meine Freunde Onkel Tom, Svenska, Motte und Türmechaniker wäre das nicht möglich gewesen. Vielen Dank. Die Fotos der U-Verlagerug "Diamant" stammen von Onkel Tom und von mir. Die Recherche zur Geilenberganlage sind von  mir – ebenso dieser Text. Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Bericht. Euer Eismann...


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