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U-Verlagerung "B17" – Deckname "Gneis"


Die Untertage-Verlagerung "B17", auch hierbei handelt es sich wieder um einen Projektnamen der U-Verlagerung "Gneis", unterlag, wie fast alle B-Projekte der zweiten Bauwelle, der SS. Verantwortlich für "B17" war in diesem Falle die SS-Sonderinspektion II mit Sitz in Woffleben bei Nordhausen. Chef war Generalleutnant Hans Kammler, er war für die Verlagerung der Rüstungsindustrie in unterirdische Produktionsstätten verantwortlich. Dieses galt überwiegend nur für das V-Waffen Programm. Ab 1.August unterstand auch er dem Ministerium Speer und das V-Waffen Programm wurde an Carl Saur abgegeben. Hans Kammler war nun für Sonderbauvorhaben zuständig – z.b. SIII im Jonastal oder Führerhauptquatiere. Da das untertägige Hydrierwerk im Kohnstein (U-Verlagerung "Kuckuck 1") nicht die ausreichende Größe hatte, um auch noch eine Abfüllanlage für Roh- und Fertigprodukte zu installieren, wurde eine Teilverlagerung in einem Stollenneubau in einen Steinbruch in der Nähe des Berges Kohnstein geplant. Es wurde unterschieden zwischen der Produktionsanlage "Kuckuck 1"  im Kohnstein und der Abfüllanage "Kuckuck 2" im Wald Kammerforst. Zwischen den beiden zusammengehörigen Untertage-Verlagerungen, welche bei Fertigstellung eine Einheit bilden sollten, wurde eine Verbindung mittels Reichsbahngleis und diversen Rohrleitungen gebaut.


Gipsberg mit Steilwand


Betonierte Decke in einem der Nebengebäude


Lager


Lost Place in Thüringen


Ehemaliger Sockel für Rohrleitungen des Geilenberg-Projektes


Stollenmundloch


Die Natur holt sich alles wieder zurück - hier die ehemalige Küchenbaracke


Baubeginn mit dem Stollenvortrieb und der Anlagen über Tage war im Dezember 1944. Baunummer der U-Verlagerung war 513, wobei die erste Kennzahl 5 einen Stollenneubau kennzeichnet. Der Deckname wurde passend aus der Gesteinskunde, Deckname "Gneis", gewahlt.
Verantwortlich für den Stollenneubau war die Baufirma Großdeutsche Schacht- und Tiefbau GmbH aus Nordhausen, eine renomierte Bergbaufirma, welche es heute immernoch gibt. Für die übertägigen Anlagen der U-Verlagerung war die Firma Funke und Co verantwortlich. Für die Gesamtleitung des geheimen SS-Bauprojektes "B17" war der Obersturmführer Hünefeld verantwortlich. Er koordinierte das gesamte Bauvorhaben. Unter ihm stand das Architekturbüro und die Bauleitung der Stollenanlage für das Geilenbergprojekt "Kuckuck 2". Hier war der Leiter Wilhelm Fricke aus Hannover, welcher zusammen mit Mitarbeitern von der Großdeutschen Schachtbau GmbH und einem Mitarbeiter aus dem Geilenberg-Stab die genauen Einzelheiten der Stollenanlage erörterte. Bevor die beiden Geilenbergprojekte zur Mineralölsicherung des Deutschen Reiches noch nicht in die fertigen Stollen oder Kammern der Untertage-Verlagerung zeihen konnten, waren bis auf ein Mittelsmann, welcher allerdings die Oberen ständig auf dem Laufenden hielt, niemand vom Stab Geilenberg auf der Baustelle vor Ort anwesend. Betreiber der Geilenberg-Anlage "Kuckuck 2" sollten die Ammoniakwerke, bzw. Hydrierwerke aus Merseburg werden, welche auch zu dieser Zeit schon im Hauptwerk "Kuckuck 1", in der U-Verlagerung "Zinnstein", voll mit den Planungen beschäftigt waren.


Vergessene Splitterschutzzelle / Bauart Dywidag


Reste einer Lore


Ehemalige Lagerräume für Baustoffe, daneben die Küche


Umspannstation


Gestänge für die Loren


Wasserbecken in der Kantine der Baustelle B17


Lager und Kantine


Ausgangsstandort des Stollenneubaus war ein stillgelegter Gipssteinbruch der Firma Bösenberg im Kammerforst. Die natürliche Bewaldung des Geländes bot eine gute Tarnung der Baustelle.
Es wurden zwei parallel verlaufende Stollen in den Gipsberg getrieben. Die beiden Fahrstollen sollten bei Fertigstellung eine Breite von acht Metern haben und zwei Gleise in Reichsbahnspurweite  zum Transport aufnehmen können. Alle 40 Meter sollte ein Querstollen, die eigentlichen Produktionskammern und Lagerkammern für Tanks, mit einer Breite von 12,5 Metern erstellt werden. Auf der Baustelle B17 waren ab Dezember 405 Beteiligte beschäftigt. Davon 132 deutsche Bergmänner unter Tage und 162 Häftlinge. Von den Häftlingen waren allerdings nur 30 Personen im Stollenbau beschäftigt. Der Rest arbeitete an den Zahreichen oberirdischen Bauten wie Pumpenstationen, Verlegung der Rohrleitungen und dem Betriebshof der U-Verlagerung.
Die Häftlinge stammten aus dem Lager Ellrich (Mittelbau 2) hatten aber eigene neu errichtete Baracken im Wald neben der Baustelle. Die Produktions- und Lagerfläche (ohne Transportstollen) sollte 5.000 Quadratmeter groß sein. Das Geilenbergprojekt "Meise", eine Katalytische Krackanlage war allerdings nur geplant und sollte bei einer Erweiterung der Stollenanlage ab Mai 1945 auf weitere 5.000 Quadratmetern  mit in die U-verlagerung "Gneis" integriert werden – doch dazu ist es natürlich nicht mehr gekommen. Das Fehlen von qualifizierten Fachpersonal, der ständige Strommangel und das Fehlen von Baumaterialien führte dazu, dass der Baufortschritt der geheinem Rüstungsfabrik immer wieder ins Stocken geriet und die U-Verlagerung "Gneis" nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Zum Kriegsende waren nur die übertägigen Anlagen fast, und die Stollenanlage der Untertage-Verlagerung lediglich zu 30-40 Prozent fertig gestellt. Zur geplanten Untertage-Verlagerung in voller Produktion ist es also nie gekommen.
Wandert man heute dort durch das Gelände, durch den Wald, sind noch eine Vielzahl von alten Relikten aus der Mittelbau-Zeit zu entdecken. Die oben genannten Gleiskörper sind nach dem Krieg fast alle entfernt worden. Nur ein paar Schmalspurgleise aus dem Bergbau sind noch zu finden. Aber die zahlreichen Betonsockel für die Rohrleitungen und Pumpen sind überall im Gelände noch zu finden. Ebenso gibt es noch jede Menge Fundamente aus Beton, eine Umspannstation, die Reste der Lager und der Baubüros, sowie viele weitere alte Ruinen in dem Wald Kammerforst zu entdecken. Es ist eine sehr interessante Gegend. Alle paar Meter findet man erneut Beton im Wald...


Stollenmundloch


Fundamente für Maschinen


Stollenstrecke in der U-Verlagerung Gneis


Stollen im Gipsberg


Geilenbergprojekt Kuckuck 2


Blindort in der U-Verlagerung B17



© u-verlagerungen.de, Eismann im März 2024
Recherche und Text von Eismann, Fotos von Svenska (Danke) und Eismann